Meditation (3)

Es ist erstaunlich, was alles in Wirklichkeit nicht existiert. So gibt es in der wirklichen Welt zum Beispiel weder Dinge noch Ereignisse. Das bedeutet aber nicht, dass die Wirklichkeit eine vollkommen spurlose Leere wäre. Sie ist vielmehr ein wundervolles System von Chiffren, in die wir Dinge und Ereignisse hineinlesen, so wie wir bestimmte Bilder in einen Rohrschacher Klecks hineinprojizieren oder am Himmel einzelne Gruppen von Sternen herausgreifen, um sie Konstellationen zu nennen. Nun, da gibt es also für unser geistiges Auge und für unser Begriffssystem Gruppen von Sternen, aber draussen am Himmel sind die Sterne noch nicht zu solchen Konstellationen gruppiert. Ebenso ist auch der Unterschied zwischen mir selbst und dem übrigen Universum eine blosse Idee – es besteht kein wirklicher Unterschied. Durch die Meditation können wir dazu kommen, unsere grundlegende Untrennbarkeit vom Universum zu empfinden. Dies erfordet allerdings, dass wir einmal lernen zu schweigen. Wir stellen das endlose Geschwätz in unseren Köpfen ab und werden innerlich ruhig.

 

Allan Watts, Meditation

Meditation (2)

Natürlich ist das Wort Wirklichkeit ein gefährliches Wort, wenn man es von einem philosophischen Standpunkt aus betrachtet. Ein Philosoph wird mich fragen, was ich unter Wirklichkeit verstehe, ob ich von der natürlichen Welt oder von einer geistigen Welt spreche oder was sonst ich damit meine. Ich habe eine sehr einfache Antwort darauf: Wenn wir von einer materiellen Welt sprechen, dann handelt es sich bei diesem Ausdruck tatsächlich um eine philosophische Idee. Und wenn ich behaupte, dass die Wirklichkeit etwas Geistiges sei, dann ist dies ebenfalls eine Idee. Aber die Wirklichkeit selbst ist keine Idee. Die Wirklichkeit ist… (Klang eines Gongs). Und dem wollen wir keinen Namen geben.

 

Allan Watts, Meditation

Meditation (1)

Die Kunst des Meditierens ist eine Art, wie wir mit der Wirklichkeit in Verbindung treten können. Und der Grund zum Meditieren ist die Tatsache, dass die meisten Menschen mit der Wirklichkeit nicht in Verbindung stehen. Sie verwechseln die Welt, wie sie an und für sich ist, mir der Welt, über die sie nachdenken, sprechen und die sie beschreiben. Denn auf der einen Seite steht die wirkliche Welt und auf der anderen ein ganzes System von Symbolen, die wir von dieser Welt in unserem Kopf haben. Dies sind sehr, sehr nützliche Symbole; unsere ganze Zivilisation beruht auf ihnen. Aber so wie alle guten Dingen haben auch sie lhre Nachteile, und der Hauptnachteil von Symbolen besteht darin, dass wir sie mit der Wirklichkeit verwechseln können, genauso wie wir Geld mit wirklichem Reichtum und unsere Namen, Ideen und Bilder, die wir von uns haben, mit uns selbst verwechseln können.

 

Alan Watts, Meditation